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Blick-Wechsel
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Ragtag, zwielichtig, bunt gemischt, so nennt sich die Gemeinschaftsarbeit von Billy Roisz (Bild) und Toshimaru Nakamura (Ton), die unter dem Projektnamen AVVA im Gefolge einer England-Tournee 2004 entstand. Zwielichtig und gemischt, so lässt sich auch das Arbeitsprinzip hinter "ragtag" umschreiben: Da ist zunächst der Eigenklang von Nakamuras Mischpult, das von keiner externen Quelle gespeist wird. Dessen musikalisches Innenleben geriert sich düster und skelettartig, freigelegt von in sich greifenden Feedbackschleifen. Solcherart wird es zum Input von Roisz Videomixer und mischt sich in dessen Bildgenerierung, die nicht weniger rekursiv und selbstbezüglich wie das Klangdesign verfährt. Das Ergebnis ist buntes, flirrendes Zwielicht - zwischen abgespecktem Ton und weitgehend entleertem Bild, zwischen Rhythmusskelett und Videozeilenmatrix, deren Verbund weniger audiovisuell als vielmehr technovisionär verfasst ist. Dabei bewegt sich die visionäre Mischung durchwegs im Rahmen einer strengen geometrischen Kadrierung: Der einsetzende Minimalrhythmus legt ein Linien- und Streifenmuster frei, das zunächst nur im oberen Drittel belebt ist. Hier flimmert und surrt es - mikrotonal bzw. hochfrequent -, bis schließlich die ganze Bildfläche ein durchgehendes Grundmuster erkennen lässt. Während sich Nakamuras Feedback-Pochen langsam zurücknimmt, hat der Click-Impuls längst den gesamten Bildaufbau affiziert. Hier realisiert sich eine ebenso grob zitternde wie fein ziselierte Kammerflimmer-Ästhetik, die ihren Ausgang in entfernten Sinuswellenwelten nahm. Damit das erzeugte Feedbackkonzentrat sich nicht vollends davon entfernt, legt sich am Ende eine monochrome Streifenstruktur über das Bild. Weniger bunt zwar, dafür aber immer noch zwielichtig.
(Christian Höller)
© Billy Roisz