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Blick-Wechsel
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In Zusammenarbeit mit Michael Strohmann.
Das Video Ich bin traurig ist Teil einer Serie von Arbeiten über digitale Übersetzungen der Wirklichkeit (D. Bruckmayr). Fuckhead eines der Band-Projekte der Kulturarbeiter Bruckmayr/Strohmann ist selbst so ein Übersetzungsprojekt. Die maskulin aufgeladene Wüterei brachialer Metal-Musik läuft analog des technischen Prozederes in der Tonmischung durch die Filter anderer kultureller Ausdrucksformen: der Oper und ihres melodramatischen Stimmeinsatzes sowie der empathielosen Kühle elektronischer Klangerzeugung. Das Resultat ist ein Bastard, ein Science-Fiction-Wesen, dessen Existenz immer prekär ist.
Womöglich erzählen Fuckhead in Bild_+Ton_+Daten von menschlichen Befindlichkeiten am Rand dessen, was der Autor J.G. Ballard (in seinem epochalen Roman Crash) Psychopathologien der Zukunft genannt hat. Diesen Eindruck davon vermag dieses Video zu vermitteln. Sein Krankheitsbild ist das des Liebesleids, eines tiefen Kummers ob des Verlusts der Liebe: Ich bin traurig, weil du mich nicht verstehst / in der Nacht raubt mir die Schwermut den Schlaf übertönt der pathetische Bass Siemar Aigners die kratzenden Flächen der elektronischen Begleitung. Der Antagonismus zwischen der spartanischen, die Melodieführung tendenziell verweigernden Elek-tronik und der Präsenz der menschlichen Stimme findet in der visuellen Umsetzung der Nummer ihre Entsprechung: Das Bild eines menschlichen Gesichts (im Computer mittels 3D-Software gebaut) wird im Rhythmus der Verse horizontal deformiert, entlang der akustischen Information vom Computer zerzaust. Setzt der Gesang aus, gewinnt die Schwärze des Bildes die Oberhand und reduziert den erzählerischen Raum auf die Musik. Die Abwesenheit wiegt (textlich wie visuell) stärker als die Präsenz des Menschen.
(Michael Loebenstein, Quelle: http://www.sixpackfilm.com/de/catalogue/show/1176)