Information Sluice

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Wahrnehmung ist eine Frage des Standpunkts und damit des Verhältnisses von Beobachter und beobachtetem System. Diese abstrakt anmutende Aussage mag zwar als Gegenstand endo-physikalischer Untersuchungen bis zu einem gewissen Grad beschreibbar und damit objektivierbar sein, bleibt aber der Selbstwahrnehmung des beobachtenden Subjekts weitgehend unzugänglich, da die affektive ‘Übersteuerung’ der simultan aktivierten Wahrnehmungskanäle die ‘bewusste’ Registrierung einzelner Parameter erheblich erschwert. Die Welt von innen zu erschließen, ist jedoch im Sinne einer künstlerischen Annäherung an die kognitiven Implikationen der eingangs getroffenen Aussage emotionaler Ausgangspunkt und Inhalt der Arbeit mit dem Titel Information Sluice. Die vielfältigen psychischen und physiologischen Operationen während des Wahrnehmungsvorgangs, die vermutlich von einer Vielzahl parallel ablaufender Vorgänge des kognitiven Verarbeitungsapparates getragen werden, liefern für Blanz ein reichhaltiges Repertoire rekonstruierbarer Vorstellungsbilder. Exemplifiziert innerhalb des Referenzrahmens individueller Suchvorgänge im World Wide Web hat Blanz die Bewegungsspuren seiner eigenen hypertextuellen Reisen durchs Netz während eines Zeitraums von ca. drei Monaten anhand von Textbildern und Audiofiles chronologisch dokumentiert.
Ein unablässiger Strom von Wortfetzen, Bildfragmenten und Klangstücken steuert visuelle und phonetische Assoziationsketten, führt zu einer überwältigenden Vielstimmigkeit an Eindrücken, die sich – wie oben beschrieben – im Einzelnen einer reflektierten Wahrnehmung entziehen und nach kontinuierlicher Verkürzung der Wiedergabeintervalle schlussendlich zu einem polyphonen Rauschen werden.

Um nun als externe BeobachterIn ('Exo-Blanz') die Perspektive einer im System befindlichen AkteurIn ('Endo-Blanz') zu gewinnen, muss diese notwendigerweise selbst Teil des beobachteten Referenzuniversums werden. Blanz sorgt für die Zugänglichkeit zu seinem Universum mittels einer Röhre, die allerdings, wie sich bald herausstellen wird, nicht in der Funktion einer Schnittstelle am anderen Ende eine neue Endo-Perspektive freigibt, sondern den durch die Röhre Gleitenden in verheißungsvoller Erwartung verharren lässt. Diese Gleitfahrt ist es jedoch, die zum eigentlichen Ereignis der Wahrnehmung wird. Wir betrachten gewissermaßen einen Bildschirm, der nicht etwa eine Interface-Objektivität, sondern vielmehr eine im Zustand permanenter Selbstäußerung befindliche 'hyperbolische Subjektivität' zeigt. Die psychedelische Gleitfahrt durch das röhrenförmige Interfacemedium (Information Sluice) wird in reflexiver Umkehrung der generischen Ausgangsbasis gewissermaßen zum informativen Overkill des Gleitenden, der auf seinem Erkundungstrip durch Blanz'sche Universum ganz ohne Vorwarnung sich selbst überlassen auf seine eigene Wahrnehmungswelt zurückgeworfen wird.

Auf eine der Schlüsselszenen von Danny Boyles Trainspotting Bezug nehmend, könnte diese Erfahrung als 'Teppichvision' des Medienjunkies bezeichnet werden. 

(Wolfgang Fiel, Quelle: http://www.blanz.net/text07.html)

 
Perception is a question of point of view and therefore also of the relation between the observer and the observed system. As object of endophysical investigations this seemingly abstract statement could be described to some extent and therefore objectified, but the observing subject cannot access its content for his/her self-perception. This is because affective ‘over amplification’ of the simultaneously activated channels of perception makes a ‘conscious’ registration of the respective parameters considerably difficult. Accessing the world from within, however, as an artistic approach to the cognitive implications of the statement at the beginning of this essay, is the emotional starting point and content of the work titled Information Sluice. The many psychological and physiological operations in the process of perception, probably borne out by the innumerable processes of the cognitive apparatus running in parallel, provide Blanz a rich repertoire of reconstruable mental images.
 
During an approximately three-month residency in New York Blanz exemplified all the traces of his own hypertextual travels through the Net within the frame of reference of individual searches in the World Wide Web, documenting them chronologically in the form of text images and audio files. An endless flow of fragmented words, images and sound directs the chains of visual and phonetic associations. This overawing abundance of the above-mentioned impressions elude reflected perception and, as an outcome of continually reduced intervals, finally turn into polyphonous noise.
 
For an external observer (‘exo-Blanz’) to gain the perspective of an author who is within the system (‘endo-Blanz’), he must first become part of the observed reference universe. Blanz ensures this by means of a tube, which, as it soon turns out, is not an interface at the other end of a new endo-perspective, but rather leaves the observer full of expectation as he glides through the tube. This trip itself, however, becomes the chief focus of his perception. What he sees is a sort of monitor that does not display an interface-objectivity but much rather a state of ‘hyperbolic subjectivity’ in continual self-denial. In a reflexive reversal of the generic source material, the psychedelic trip through the pipe-shaped interface medium ( Information Sluice) becomes a kind of informative overkill for the glider. Without any warning, the traveller on an expedition through a Blanzian universe is left to his own devices and his own world of perceptions.
 
In reference to Danny Boyle’s Trainspotting, this experience could be termed as the media junkie’s ‘weave of fantasy’.

(Wolfgang Fiel, translated by Nita Tandon, Source: http://www.blanz.net/e_text07.html)

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KATEGORIEN: FILM UND VIDEO

Produktionsland

AT : Österreich

Produktionsjahr

2003

Ton

mit Ton

Format

4:3

Farbe

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