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Blick-Wechsel
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Mit einer fix montierten, computergesteuerten Digitalkamera wird über mehrere Tage hinweg jede Minute ein Foto von einem Raum gemacht. Die Kamera ist mit jeweils zwei Blenden Überbelichtung auf die Innenseite einer Fensterfront gerichtet, wobei sich die Transparenz der Scheiben entsprechend den herrschenden Lichtverhältnissen verändert. Während die Fenster bei Tag nur einen sehr vagen bis gar keinen Blick nach außen preisgeben - bei Sonnenschein scheinen sie den Raum als weißlich opake Flächen richtiggehend zu isolieren -, tritt der Außenraum mit Einbruch der Dunkelheit zunehmend in den Vordergrund. Im konkreten Fall sind es die gegenüberliegenden Wohnungen bzw. eine Fassade, die unseren Blick des Nachts bei wechselnder Beleuchtung auf sich ziehen. Das nur spärlich einfallende Licht und insbesondere die Ausschnitthaftigkeit des Blickes nach außen geben dem Innenraum den Charakter einer Bühne, die sich jedoch mit Tagesanbruch selbst wieder in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu rücken beginnt. Diese Dokumentation einer kontinuierlichen Wahrnehmungsverschiebung im Spannungsfeld zwischen Innen- und Außenraum ist zu einem Videoloop zusammenmontiert, und wird wandfüllend projiziert. Der Betrachter sieht die Tage vorüberziehen wie ein Reisender, der seinen Blick aus dem Zugfenster über eine Landschaft schweifen lässt.
Zentrales Anliegen der Arbeit ist die Auseinandersetzung mit einer Diversität von möglichen Wahrnehmungsspektren, mit den alternierenden Relationen zwischen verschiedenen Innen- und Außenwelten sowie mit der grundsätzlichen Relativität dieser Begriffe. Der Raumbegriff selbst wird im Speziellen hinsichtlich seiner Kategorisierungen in Zugehörigkeit / Ausgeschlossensein, Eigenes / Fremdes, Offenheit / Geschlossenheit, etc. untersucht. Den Rahmen der Arbeit bildet sozusagen ein privater, nach innen gekehrter und kontemplativer Raum, der sich osmotisch und je nach kontextuellen Bedingungen mehr oder weniger zum Außenraum hin öffnet. Das basale Bedürfnis des Menschen nach einer wie auch immer gearteten Form von räumlicher Verankerung - nach einer Heimat, nach Standhaftigkeit, nach einer eindeutigen Perspektive auch im übertragenen Sinne - manifestiert sich oftmals erst in dem Gefühl, an der Schwelle von etwas zu stehen, aus einer Unsicherheit im Übergang oder einem Drang zur Neuorientierung heraus, und wird hier gleichsam als eine Funktion wechselnder Lichtverhältnisse veranschaulicht.
(Sarah Kolb, Quelle: http://www.jutta-strohmaier.net/installations/pass_installation.php)