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Blick-Wechsel
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Eine Frau bewegt sich durch einen Raum, sie beginnt dessen Qualitäten und Möglichkeiten in der Gebärdensprache zu beschreiben: seine Beschaffenheit, das Inventar, die Raumausmaße sowie ihre Tätigkeiten. Dieser ihr offensichtlich vertraute Raum ist Teil des Nachbarschaftshilfswerks und zugleich ein Ort, der für ihr eigenes Engagement steht, eine breitere öffentliche Anerkennung für die Gebärden- oder Gehörlosensprache zu erwirken. Die Kamera von Flora Watzal folgt den Gebärden der Frau, doch die Bilder, die wir sehen, sind hochgradig manipuliert, sie wirken losgelöst von uns vertrauten räumlichen Koordinaten, verselbständigt in der Bewegung und stark an die Oberfläche des Monitorbildes gezoomt.
In Gestures wurde jedes videographische Einzelbild von Flora Watzal so vergrößert, dass stets die Hände der Protagonistin die Grenzen des Bildausschnitts bestimmen. Diese Eingriffe in die Mikrostruktur des Materials zentrieren das Bild neu und minimieren die Bewegungen des Kamerablicks sowie die visuellen Referenzen für räumliche Distanzen. Der von der Protagonistin durchwanderte Raum breitet sich gleich einer nahezu statischen Fläche aus, als reine elektronische Oberfläche, Ikon oder Bildidee, während das Zeichensystem der Gebärdensprache, die Choreographie und Geschwindigkeit der Hände, einen permanenten Wechsel der Bildachsen produziert: die Grundlage für die mediale Erfahrung einer Dreidimensionalität. Gestures diskutiert nicht die Gebärdensprache oder deren gesellschaftliche Position, vielmehr kooperiert Flora Watzal aus einem Interesse an den narrativen Parametern zweidimensionaler Bildflächen mit einem ihr unbekannten sprachlichen System, welches ins Zentrum gerückt, dem Raum einen eigenständigen Ausdruck verleiht.
(Rike Frank, Quelle: http://www.florawatzal.at/z/File/flora-watzal-portfolio_de.pdf)