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Blick-Wechsel
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''Zehn Tage nachdem ich aufhörte, Pornoerzählungen zu schreiben, habe ich William Burroughs kennen gelernt'', beginnt die Offstimme in Sasha Pirkers Kurzfilm eine autobiografische Erzählung. Dazu hält die Kamera einige Bilder von Windrädern in der kargen Gegend rund um den Kurort Desert Hot Springs etwa 150 Kilometer östlich von Los Angeles fest. Wie die zur Stimme gehörende Person erschließt sich auch das Gebäude, an dem die Kamera hängen bleibt, erst nach und nach. Es ist das Desert Hot Springs Motel (erbaut 1947) des Architekten John Lautner (1911-1994), dessen ufo-artige Malin Residence (1960; auch Chemosphere genannt) zu den Ikonen der amerikanischen Nachkriegsarchitektur gehört.
Die raue, offensichtlich einem älteren Mann gehörende Stimme erzählt das Leben des Schriftstellers Steve Lowe, der das Wüstenmotel 2000 gekauft, renoviert und den jahrzehntelang unterbrochenen Gästebetrieb wieder aufgenommen hat. Das Video zeigt die Architektur nicht im Stil professioneller Prospektansichten. Als würde ein Gast sich ein Zimmer zeigen lassen, ehe er sich dafür entscheidet, wirft er kurze Blicke auf Details: die Betonwände, die zum Garten hin geöffneten Fenster, die roten, eisernen Dachträger, die sich an die Bergformen der Umgebung anlehnen, die üppige Bepflanzung. Erst allmählich erschließt sich der Sinn der parallel laufenden Ton- und Bildspur. Gebäude und Hausherr nähern sich einander an, als hätten sie aufeinander gewartet.
Das abenteuerliche Leben Lowes verschmilzt mit der fantastischen, die zuversichtliche und verspielt-funktionalistische Grundstimmung des kalifornischen Modernismus atmenden Architektur. So gelingt es Pirker, Lautners Programm einer auf die Bedürfnisse der Bewohner und den Genius Loci abzielenden Entwurfspraxis in Bilder zu übersetzen.