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Blick-Wechsel
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Das Diaphaidon oder die dezente Verwechslung der Gleichaltrigen, so der Titel einer Videoarbeit von Eva Grubinger, nimmt seinen Ausgangspunkt in einem informationstheoretischen, philosophischen, soziologischen, an der Entropie und Religion nicht Halt machenden Monolog, in dessen Verlauf die Künstlerin im sogenannten Hochdeutsch beginnt um sukzessive in die monströseste Form einer Mundart zu gleiten, die die Aura ihres hochwissenschaftlichen Referats zutiefst erschüttert. Vergleichbar einem semantischen Erdrutsch wird die Glaubwürdigkeit und Authentizität ihres auf Rationalität und Sachlichkeit hin angelegten Vortrages demontiert, die Bedeutung ihrer Rede der umgangssprachlichen Versumpfung ausgeliefert: Aufklärerische Dialektik und ländlicher Dialekt scheinen nicht kompatibel zu sein. Was hier zur Disposition steht, ist aber keinesfalls mit einem Plädoyer für Bodenständigkeit und Provinzialität zu verwechseln, gleich dem Postulat vom Rednerpult zum Wirtshaustisch: Eva Grubingers Übersetzungspraxis zielt allein auf die Sichtbarmachung der ideologischen Muster von Sprachformen und -formalismen, die soziale Schichtungen nicht per se begründen, aber doch assoziieren lassen. Im Spiel ihrer Sprachverschiebung verhält sich das Maß an Seriositätsverlust indirekt proportional zum Autoritätsgewinn. In dieser Hinsicht bedeutet Sprachkritik Ideologiekritik [...]
(Andreas Spiegl, Quelle: http://www.evagrubinger.com/)