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Blick-Wechsel
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Songül Boyraz untersucht am Beispiel der Tradition des “Schuhplattelns” in einem kleinen oberösterreichischen Ort, rituelle Handlungen, die der Bestätigung eines kollektiven Gemeinschaftsgefühls dienen und dabei gleichzeitig einen Auschlußmechanismus generieren. Heimat bewegt sich in einem dialektischen Spannungsverhältnis: Einerseits signalisiert sie Zugehörigkeit zu einer Gruppe andererseits wird das Fremde ausgeschlossen. Aus der Perspektive einer Ethnologin dokumentiert Boyraz-Höll in einem Videomitschnitt, der in Zeitlupe läuft, das Geschehen. Die Kamera der ortsfremden Künstlerin befindet sich - im Widerspruch zu dem intendierten Ausschlußmechanismus des Rituals - in der Mitte der Tanzenden, die sich kreisförmig um sie herum bewegen. Diese Kreisbewegung, die an sich schon ein “innen” und ein “außen” konstruiert, wird durch die Präsentation des Videos, das ebenfalls kreisförmig projiziert wird, verdoppelt. Der Betrachter findet sich umringt von den Menschen, deren Rituale und Traditionen er nicht kennt, in einer klaustrophobischen Situation, die durch den Sound, der die Stampfgeräusche hervorhebt, nochmals gesteigert wird.
Text: Sönke Gau (Camera Austria 75/2001)
© Songül Boyraz