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Blick-Wechsel
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In Zusammenarbeit mit Herwig Turk.
Herwig Turk und Günter Stöger führen in ihrer Arbeit paradise_paradox eine perfekte Landschaft vor: eine Ebene, einen weißlich blauen Himmel und den Horizont, der die beiden trennt. Die Ebene ist monströs, nur in weiter Ferne erahnen wir blasse Berge, ohne sie tatsächlich sehen zu können. Es ist der ehemalige Lake Bonneville in Utah, ein gleißend weißes Plateau ohne Kontraste und ohne Profil. Totale Reduktion des Raumes: keine Distanzen, keine Geschwindigkeiten, keine Größenverhältnisse. Eigentlich ein unmöglicher Raum: Denn wohin mit dem Regenwasser, wenn keine Niveauunterschiede es zum Fließen bringen? Der Blick sucht in der unendlichen Ebene nach einem Halt und findet keinen. Im Unterschied zum Wasser scheint er problemlos abzufließen: In dieser Landschaft der totalen Reduktion bleibt ihm nur die feine Linie des Horizonts. Doch dann scheint sich auch diese zu verflüssigen. Berge ziehen. Ein Panorama ohne Anfang und Ende beginnt, um den Zuschauer zu kreisen, und entwickelt einen Sog ins Unheimliche: Menschen wie Geister gehen vorbei. Innen und Außen verschwimmen. Orientierungslos schlittert die Wahrnehmung in eine Krise …
paradise_paradox ist ein Vorstoß in die Extreme der menschlichen Wahrnehmung. Ein Raum ohne Anhaltspunkte löst eine der geheimnisvollsten Ängste aus, die wir kennen: Agoraphobie – den Taumel vor der unendlichen Ausdehnung des Raumes. Auch die Zeit scheint hier unendlich ausgedehnt: Der Salzsee ist einer der geologisch stabilsten Orte der Erde. Angesichts dieser Dimensionen bleibt nur ein unbestimmtes Gefühl der Fremdheit.
(Fred Truniger, Zürich, 2006)