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Blick-Wechsel
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Ein T, für Telecom, ein I, für Touristeninformation, ein C auf der Schnauze eines Flugzeugs, ein ornamental umranktes, goldenes S auf dunkelrotem Hintergrund – das Logo des Hotels Sacher in Wien: Namen, Marken, Orte und Einrichtungen werden auf eine Initiale oder einen Buchstaben verkürzt zum Indikator und wiedererkennbaren Symbol. Aneignung von Lettern, die zum unverwechselbaren Zeichen gestaltet werden und in das kollektive, piktogrammatische Gedächtnis Einzug finden. Mirjana Djordjevic hingegen appropriiert künstlerisch, die ''PHOTO FONT'' begann sie 2003 in Paris, ein work in progress, das sie in weiteren Städten wie Berlin, Wien, Belgrad, Tokyo, Nagoya und Kyoto fortführte. In der Tradition von Walker Evans und seiner in den 1970er Jahren entwickelten Polaroid-Fotoschrift entsteht ein Alphabet aus meist im urbanen Kontext aufgenommenen Bildern, die jeweils einen Buchstaben beinhalten oder für eine bestimmte Ziffer stehen. Dabei dienen Djordjevic nicht nur die kapitalistischen Symbole aus dem städtischen Dschungel als Zeichenvorlage, sondern auch Buchstaben, die herkömmliche semiotische Systeme im gegenkulturellen Angriff aufbrechen, wie etwa das O, das sie als Teil einer Graffiti besprühten Wand fotografierte. ''PHOTO FONT'' löst bestehende Referenzsysteme auf und kreiert neue reflexive Schriftmodule wie Sprechblasen und Kreuzworträtsel:
Der aus Dan Grahams Manga Comic stammende Satz ''This work is also about horizontal and vertical reading logic'' interpretiert das an der gegenüberliegenden Raumseite hängende Kreuzworträtsel. Dieses ist in ''PHOTO FONT'' geschrieben und greift Schlüsselworte und -sätze der Semiotik auf, die das konzeptuelle Projekt von Djordjevic beschreiben.
Auch auf der video wall, die sich im Eingangsbereich der Kunsthalle Wien befindet, arbeitet Mirjana Djordjevic ortsbezogen. Ihr Video schreibt in der ''PHOTO FONT'' das Wort EXIT spiegelverkehrt, womit die Künstlerin auf die buchstäbliche Umkehrung der Raumsituation als Eingang wie Ausgang verweist. Nach und nach blendet Djordjevic das fotografische Surrounding der Buchstaben aus und eliminiert damit den Kontext der Aufnahmen: Signifikanten, die ihre Signifikate verlieren, frei und referenzlos flottieren.
(Quelle: http://www.kunsthallewien.at/cgi-bin/event/event.pl?id=2139&lang=de)